TRACHTENDOKUMENTATIONEN
Miederärmel 1840/1880
auch: Miederleibl, Miederjanker, Unterspenzer
Lilafarbener Unterspenzer mit biedermeierlichen Keulenärmeln aus Baumwolldruckstoff und Leinenfutter. Nur der vom Mieder nicht verdeckte Bereich ist mit Oberstoff besetzt. Der Unterspenzer ist nicht ganz taillenlang.
Breite: 44 cm (halbe Brustbreite), 37 cm (Taillenweite)
Länge: 40 cm (Länge), 62 cm (Ă„rmellänge)
Material: Leinen & Baumwolle
Materialbeschreibung: Handgewebtes Leinenfutter in Leinwandbindung, maschinell hergestellter Baumwolldruckstoff: schmal hell-dunkel lila gestreifter Grund mit beigen Pflanzenranken, darĂĽber dunkellila Blumenbouquets.
Schnitt-, Näh- und Ziertechnik: Seitennaht und Schulternaht des Vorderteils sind nach hinten verlegt, der Saum läuft zur vorderen Mitte leicht schräg in einer Spitze aus. Zwei Brustabnäher sind in das Leinenfutter eingenäht, bevor es mit Oberstoff besetzt wird. Eine Schulterpasse ist nur aus dem Oberstoff gebildet. Unterhalb der Brust ist der Oberstoffbesatz in fĂĽnf 1 bis 1,5 cm tiefe Falten gelegt, die Schnittkante eingeschlagen und aufgenäht. Die Falten springen zur vorderen Mitte hin auf. An der Schulterpasse ist die Weite eingekräuselt. Die vordere Mitte und der Saum sind doppelt eingeschlagen gesäumt. • Eine Einzugkordel in einem Schrägstreifen aus dem Oberstoff (ein Paspel) betont die Nähte an der Schulterpasse, die Ă„rmeleinsatznaht, die Naht zwischen Ă„rmel und BĂĽndchen und den schrägen Besatzstreifen auf dem Ă„rmel. • Das einteilige RĂĽckenteil hat im Futterstoff einen mittleren Taillenabnäher. Es ist nur an den Stellen mit Oberstoff besetzt, die das Mieder nicht verdeckt. Mehrere Teile sind angestĂĽckelt aufappliziert. Offensichtlich wurde ein kleines StĂĽck abgetrennt, um ein Loch im Vorderteil zu flicken. In der hinteren RĂĽckenmitte ist im Oberstoff eine Naht im schrägen Fadenlauf. • Vorder- und RĂĽckteil sind mit ca. 2 cm breiten Kappnähten aneinandergenäht. Der Halsausschnitt ist doppelt nach innen geschlagen festgenäht. In dem sich so ergebenden Tunneleinzug ist ein längs gestreiftes, 1,5 cm breites Leinenband eingezogen. Mit ihm kann der ansich schon halsnahe Ausschnitt noch mehr zusammengezogen werden und das Unterspenzer verschlossen werden. Aus dem gleichen Band ist in der hinteren Mitte am Halsausschnitt ein Aufhänger angenäht. FĂĽnf Messinghaken und handgenähte Ă–sen dienen an der Vorderkante als VerschluĂź. Die Ă–sen sind in zwei cm Abstand verdoppelt als Weitenregulierung. • Die Keulenärmel sind zweilagig aus Leinenfutter und Oberstoff gearbeitet. Die obere Weite ist in 36 bzw. 39 ca. 0,8 cm tiefe Falten mit einer Aufsicht von ca. 0,4 cm gelegt und mit einem schräg zugeschnittenem Stoffband nach ca. 5,5 cm besetzt, unterhalb springen die Falten auf. Die untere Weite ist dreimal im Abstand von knapp 2 cm eingekräuselt. Der obere Kräuselfaden ist durch einen innen aufgenähten Leinenstreifen zusätzlich gegen ReiĂźen gesichert. Die Ă„rmelnaht ist dreilagig zugenäht und die vierte Lage Futterstoff dagegenstaffiert. Das 4 cm breite Ă„rmelbĂĽndchen ist ungefĂĽttert. Der 10 cm lange Ă„rmelschlitz befindet sich mit einem Untertritt von 1 cm in der Naht. Er ist mit drei Haken und handgenähten Ă–sen geschlossen.
Museum und Standort: Heimatmuseum ObergĂĽnzburg
Inventarnummer: 2264
Literatur: Wandinger, Alexander: Tracht ist Mode. Hrsg. v. Bezirk Oberbayern. Benediktbeuern 2002, S. 153-165. • Szeibert-SĂĽlzenfuhs, Rita: Die MĂĽnchnerinnen und ihre Tracht. Dachau 1997. S. 98f, S. 102, S. 111.
Erfasser: Monika Hoede, 26.03.1999