Der Begriff Spenzer wird für das zur Tracht gehörige Oberteil bzw. die Jacke in verschiedenen Regionen und für verschiedene Epochen verwendet.

Der Spenzer um 1800 hat einen tiefen runden Halsausschnitt. Der Rüschenspenzer ist am Halsausschnitt mit Rüschen besetzt. Den Kragenspenzer ziert ein schulterbreiter Liegekragen mit runden Ecken. Die Ärmel sind lang und eng, der Schoß nur angedeutet. Der Verschluß mit Haken und Ösen in der vorderen Mitte ist meist verdeckt.

Der Spenzer der Biedermeierzeit wird oft, vor allem in Oberbayern, auch als Schalk bezeichnet. Er hat Keulenärmel. Er kann einen tiefen runden Halsausschnitt haben. Meist ist der Ausschnitt vorne etwas nach oben gebogen und hinten v-förmig. Der Ausschnitt ist mit Rüschen besetzt, der Schoß nur angedeutet. Auf der Taille ist teilweise ein Gürtel aufgesetzt, hinten mit Knöpfchen besetzt, vorne mit einer Zierschließe. Meist ist der Verschluß mit Haken und Ösen in der vorderen Mitte verdeckt ausgeführt.

"Spenzer" im Aichacher Land der Zeit um 1880 bis in das 20. Jahrhundert haben einen angeschnittenen, hinten spitz verlängerten, mit Samtband besetzten Schoß und lange Keulenärmel. Die Zierknopfleiste ist beidseitig mit gefältelten Stoffstreifen geziert und mit Samtband besetzt. Die Knöpfe sitzen teils sehr dicht in dem nicht vom Halstuch bedeckten Bereich. Der Ärmelschnitt findet sich in der Biedermeiermode, der Schnitt zum Oberteil in der Gründerzeitmode wieder. Frühe Spenzer etwa ab 1880 bis zum ersten Weltkrieg haben einen rundum angesetzten Schoß mit Ziersteppereien und Bortenverzierung an der Vorderkante.

Oberteile zu Trachten der Zeit um und nach 1900 sind häufig entsprechend der Gründerzeitmode eng anliegend, mit zweinähtigen Ärmeln mit Oberarmpuffen, streckendem Brusteinsatz mit entsprechenden Zierbesätzen, Stehkragen, geschweiften Rückennähten und mehreren Brustabnähern gearbeitet. Sie werden häufig als Spenzer bezeichnet, wie z.B. im Rainer Winkel.