BILDQUELLEN
Familienporträt, Familie Nikolaus Weiß
Künstler: | Nikolaus Weiß (1760 Rettenberg - 1809 Kempten) |
Datum: | 1801 [?] |
Signatur: | [auf der Wiege] N. Weiß/ Pinxit [1801 laut Margot Luda, 1799 würde besser zum Alter der dargestellten Kinder passen] |
Nikolaus Weiß sitzt in lässiger Haltung mit seiner Frau Maria auf einem Kanapee, sie hält das Kleinkind Joseph Franz Maria Anton auf dem Schoß, hinter Nikolaus Weiß steht wohl etwas unsicher seinen Arm greifend M. Franziska Genofeva. Der älteste Sohn Ludwig Maria Caspar weist auf seine Großmutter Christina, die die jüngste Mechthild M. Christina in der Wiege schaukelt.
Hinter dem Kanapee steht auf einem von einer schlanken Säule getragenen Sockel eine Büste. Beidseitig der Büste hängen oval gerahmte Porträts eines Ehepaares. Es handelt sich hierbei wiederum um die Eltern von Nikolaus Weiß, evtl. auch um seine Großeltern (siehe Sebald, S. 58), die Originale zu diesen Bildern sind verschollen (Personenzuschreibungen nach Dokumentation Margot Luda). Die Familienmitglieder sind in bequemer, modischer Negligé-Hauskleidung der frühen Empirezeit porträtiert, lediglich die Frauen tragen konservativere Trachtenstücke. Die Großmutter trägt, wie bei der älteren Generation üblich, die der älteren Rokokomode verbundene Tracht. Es ist bemerkenswert, daß für dieses Familienporträt nicht die sonst auf Porträts übliche festtägliche Kleidung gewählt wurde, die womöglich vergleichbar mit der Großmutter eine frühere Kleidungsform zeigen würde.
Hier erweist sich das Selbstverständnis des Nikolaus Weiß als vielseitig gebildeter, wohlhabender Künstler.
Hinter dem Kanapee steht auf einem von einer schlanken Säule getragenen Sockel eine Büste. Beidseitig der Büste hängen oval gerahmte Porträts eines Ehepaares. Es handelt sich hierbei wiederum um die Eltern von Nikolaus Weiß, evtl. auch um seine Großeltern (siehe Sebald, S. 58), die Originale zu diesen Bildern sind verschollen (Personenzuschreibungen nach Dokumentation Margot Luda). Die Familienmitglieder sind in bequemer, modischer Negligé-Hauskleidung der frühen Empirezeit porträtiert, lediglich die Frauen tragen konservativere Trachtenstücke. Die Großmutter trägt, wie bei der älteren Generation üblich, die der älteren Rokokomode verbundene Tracht. Es ist bemerkenswert, daß für dieses Familienporträt nicht die sonst auf Porträts übliche festtägliche Kleidung gewählt wurde, die womöglich vergleichbar mit der Großmutter eine frühere Kleidungsform zeigen würde.
Hier erweist sich das Selbstverständnis des Nikolaus Weiß als vielseitig gebildeter, wohlhabender Künstler.
Anmerkungen: Die Familienmitglieder sind entsprechend der überzeugenden Identifikation in der Dokumentation von Margot Luda mit Namen benannt.
Nikolaus Weiß trägt "Negligé-Tracht von neuestem Geschmacke" (Motte-Fouqué, S.124, bzgl. 1799).
Seine extrem spitzen Schuhe, der eng sitzende aus Trikotstoff gearbeitete Anzug, das leger offen getragene Hemd, der kleine, jedoch auffällige Zweispitz zeigen, daß er die Modeströmungen mitmachte.
Die eng anliegenden langen Trikotpantalons zum Frack sind seit 1799 neueste französische Mode. Sie wurden teils feucht angezogen, damit sie möglichst eng saßen.
Schon damals wurden so auffällig gekleidete Herren als "Les Incroyables" (die Unglaublichen) bezeichnet. Eine politische Variante ("Sansculotten" - ohne Kniehosen) bezieht sich auf die seit der Französischen Revolution getragenen langen Hosen.
Maria Weiß trägt Haustracht. Hemdsärmelig und mit nicht geschlossenen Haubenbindebändern wird sie selten aus dem Haus gegangen sein.
Im Gegensatz zu ihrem Mann trägt sie konservativere Trachtenstücke: Mieder, Rock, Hemd und Haube. Es ist allgemein zu beobachten, daß Männer modische Strömungen früher aufgriffen als Frauen und wird auf die größere Mobilität aus beruflichen Gründen zurückgeführt. Bei dem Ehepaar Weiß ist das ohne weiteres nachvollziehbar. Frau Weiß wird immer im Umkreis von Rettenberg geblieben sein, und daher Neumodisches mit mehr Zurückhaltung als ihr Mann aufgenommen haben.
Mieder (auch Schnürleib, Schnürbrust) waren um 1800 (1797) bis 1814, der Zeit der Chemisenkleider, nicht modisch, sie wurden allerdings dennoch auch in Städten wie Augsburg, Ulm und München in bürgerlichen Kreisen beibehalten.
Das blaue Haarband gibt den einzigen Hinweis darauf, daß es sich bei dem ältesten Kind um einen Buben handelt. Die Mädchen sind in/ mit rot eingekleidet. Allerdings trägt der Bub auf dem Schoß der Mutter ein rot gestreiftes Lätzchen. Man war bei den Kopfbedeckungen/ Haarbändern in der Regel konsequent in der Zuordnung der Farbe blau zu Buben und rot zu Mädchen (siehe hierzu auch Dokumentation Margot Luda). Rot war ganz allgemein eine beliebte Farbe für Kinderkleidung.
Es war aus praktischen Gründen üblich, Kleinkinder, bis sie sauber waren, in Kleider einzukleiden. Als Hauskleid hat man ihnen offensichtlich auch länger Kleider angezogen.
Nikolaus Weiß trägt "Negligé-Tracht von neuestem Geschmacke" (Motte-Fouqué, S.124, bzgl. 1799).
Seine extrem spitzen Schuhe, der eng sitzende aus Trikotstoff gearbeitete Anzug, das leger offen getragene Hemd, der kleine, jedoch auffällige Zweispitz zeigen, daß er die Modeströmungen mitmachte.
Die eng anliegenden langen Trikotpantalons zum Frack sind seit 1799 neueste französische Mode. Sie wurden teils feucht angezogen, damit sie möglichst eng saßen.
Schon damals wurden so auffällig gekleidete Herren als "Les Incroyables" (die Unglaublichen) bezeichnet. Eine politische Variante ("Sansculotten" - ohne Kniehosen) bezieht sich auf die seit der Französischen Revolution getragenen langen Hosen.
Maria Weiß trägt Haustracht. Hemdsärmelig und mit nicht geschlossenen Haubenbindebändern wird sie selten aus dem Haus gegangen sein.
Im Gegensatz zu ihrem Mann trägt sie konservativere Trachtenstücke: Mieder, Rock, Hemd und Haube. Es ist allgemein zu beobachten, daß Männer modische Strömungen früher aufgriffen als Frauen und wird auf die größere Mobilität aus beruflichen Gründen zurückgeführt. Bei dem Ehepaar Weiß ist das ohne weiteres nachvollziehbar. Frau Weiß wird immer im Umkreis von Rettenberg geblieben sein, und daher Neumodisches mit mehr Zurückhaltung als ihr Mann aufgenommen haben.
Mieder (auch Schnürleib, Schnürbrust) waren um 1800 (1797) bis 1814, der Zeit der Chemisenkleider, nicht modisch, sie wurden allerdings dennoch auch in Städten wie Augsburg, Ulm und München in bürgerlichen Kreisen beibehalten.
Das blaue Haarband gibt den einzigen Hinweis darauf, daß es sich bei dem ältesten Kind um einen Buben handelt. Die Mädchen sind in/ mit rot eingekleidet. Allerdings trägt der Bub auf dem Schoß der Mutter ein rot gestreiftes Lätzchen. Man war bei den Kopfbedeckungen/ Haarbändern in der Regel konsequent in der Zuordnung der Farbe blau zu Buben und rot zu Mädchen (siehe hierzu auch Dokumentation Margot Luda). Rot war ganz allgemein eine beliebte Farbe für Kinderkleidung.
Es war aus praktischen Gründen üblich, Kleinkinder, bis sie sauber waren, in Kleider einzukleiden. Als Hauskleid hat man ihnen offensichtlich auch länger Kleider angezogen.
Verwendete Literatur: Sebald, S. 57f, Abb. 19
Verwendete Quellen: Dokumentation Margot Luda, 1989, 1993
Inventarblatt Immenstadt
Inventarblatt Immenstadt
Material: | Öl auf Leinen; Holz lackiert, muschelvergoldet |
Größe: | ohne Rahmen Höhe: 49,7 cm Breite: 61,5 cm |
Besitzer: | Heimatmuseum Immenstadt |
Ersteller: | Monika Hoede M.A. (28.05.2000) |
Foto: | Monika Hoede M.A. |